Die Neue kommt lautlos daher. Ein paar Klicks auf das Smartphone, und das Bier ist bezahlt. 2,50 Euro kostet es im Room77, einer Bar in Berlin-Kreuzberg. Viele junge Menschen aus vielen Ländern zieht es dorthin, mit Vollbärten, Turnschuhen, Wollpullis und immer mit einem Smartphone, griffbereit auf dem Tisch neben dem Bier. 2,50 Euro, das sind an diesem Abend 0,00503621 Bitcoins. Die virtuelle Währung* ist angesagt in Berlin. Jörg Platzer, der Inhaber der Bar, ist überzeugt: Bitcoins werden unsere Art zu bezahlen verändern.
Bitcoins sind Computerdateien. Ausgegeben werden sie vom Bitcoin-Online-Netzwerk. Das ist ein Zusammenschluss aller Nutzer weltweit, die sich eine entsprechende Software auf ihrem Rechner installiert haben und damit Bitcoins nutzen können. Geschickt werden die Bitcoins von diesem Netzwerk an andere Computer. Und zwar als Belohnung, wenn die als erstes mathematische Rechenaufgaben gelöst haben, die auf ein und demselbem Algorithmus basieren und alle zehn Minuten neu gestellt werden. Je mehr Rechner sich beteiligen, desto komplizierter werden die Aufgaben. Denn die Menge der aller Bitcoins ist endlich und das virtuelle Gelddrucken soll nicht zu schnell und einfach gehen.
Im Januar 2009, vor fünf Jahren, kamen die ersten Bitcoins in Umlauf. Sie zu benutzen ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Dabei funktioniert dies wie ein Währungstausch und eine Überweisung: In Wechselstuben, die meisten davon natürlich online, tauscht man Euro gegen Bitcoins und steckt den Betrag in eine Art virtueller Geldbörse. Um zu bezahlen, überweist man dann mithilfe von Apps den Betrag an die Bitcoin-Adresse des Empfängers. Wer will, kann seine Bitcoins in den Wechselstuben später wieder zurück in Euro tauschen.
Anonymität
Bitcoins sind relativ anonym, weil man sich anders als bei einem Bankkonto nirgendwo mit echtem Namen oder echter Adresse registrieren muss. Bisher wird die Digitalwährung vor allem im Internet genutzt. Kleine Webdesigner, Computerspielverkäufer, Programmierer oder Online-Börsen für Kleidung, Musik und Bücher akzeptieren sie, aber auch 9flats, eine bekannte Plattform zur Vermittlung von Privatunterkünften, ist dabei. Sogar eBay-Chef John Donahoe erwägt, Bitcoins anzunehmen. Allerdings wird die Währung auch gern dort verwendet, wo niemand einen Kauf nachverfolgen soll: auf dem Schwarzmarkt. Silk Road, eine Internetplattform für Drogen und Waffen, wurde zwar vom FBI geschlossen, andere Websites aber haben dieses Erbe bereits wieder angetreten.
Grundsätzlich baut Bitcoin auf der bereits möglichen Anonymität im Internet auf. Für Privatpersonen und Firmen sind Transaktionen ohne weitere Informationen nicht nachvollziehbar. Unter der Voraussetzung, dass weder IP-Adressen noch Bitcoin-Adressen einer Person zugeordnet werden können, bietet Bitcoin einen weitaus besseren Schutz der Privatsphäre als konventionelle Zahlungswege.
Die durch Bitcoin gewährte Anonymität ist jedoch nicht unbegrenzt und bietet von sich aus keine sichere Absicherung gegen polizeiliche und nachrichtendienstliche Ermittlungsmethoden. Zur Abwicklung von Geschäften muss normalerweise einer der Geschäftspartner zumindest teilweise seine Anonymität aufgeben. Alle Transaktionen zwischen zwei Adressen sind öffentlich protokolliert und werden dauerhaft im gesamten Netzwerk gespeichert. Spätere Empfänger von Teilbeträgen können den jeweils letzten Besitzer beispielsweise bei Behörden nennen, welche dann die Kette der Transaktionen verfolgen können.
Daher verhindert Bitcoin nicht unbedingt den Nachweis von illegalen Geschäften. Insbesondere können Ermittlungsbehörden Zugriff auf Internet-Verbindungsdaten, Postsendungen, virtuelle Fingerabdrücke (Browser-Profile) und Kontaktdaten von früheren oder späteren Beteiligten an einer Transaktionskette erhalten und verknüpfen. Wenn an einer Stelle eine Verbindung zu einer Person geschaffen wird, etwa durch eine abgefangene Warensendung oder eine erbrachte Dienstleistung, kann allen Transaktionen zu der zugeordneten Adresse nachgegangen werden. Die Möglichkeiten einer Verfolgung von Transaktionen sind also wesentlich weitreichender als bei Bargeld. Betreiber von Börsen, die den Umtausch von Bitcoin in andere Währungen ermöglichen, sind darüber hinaus meist Bestimmungen zur Bekämpfung von Geldwäsche unterworfen. Darüber hinaus sehen sich beispielsweise die Betreiber von Börsen auch keineswegs verpflichtet, Guthaben freizugeben, die möglicherweise illegal erworben wurden.
Bitcoin ist ein innovatives Zahlungsnetzwerk und eine neue Art von Geld.
Digitale Währung Bitcoins wird immer wertvoller!
Die Menge der virtuellen Währung ist auf 21 Millionen Bitcoins begrenzt. Das gibt der Algorithmus vor, die Rechenformel, nach der sich das ganze Währungssystem richtet. Daher, argumentieren die Erfinder, seien Bitcoins inflationssicher. Derzeit sind bereits rund zwölf Millionen von Computern errechnet worden und damit im virtuellen Umlauf.
Die verbleibenden Bitcoins werden stärker nachgefragt und durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage an Wert gewinnen. Wenn also Bitcoins verloren gehen, wird der Wertverlust durch den steigenden Wert der übrigen Bitcoins ausgeglichen. Wenn der Wert einer Bitcoin steigt, sinkt die Anzahl der Bitcoins die nötig sind, um einen Artikel zu kaufen. Dies ist als deflationäres Wirtschaftsmodell bekannt. Falls der Fall eintritt, dass die größte Transaktion weniger als 1 BTC beträgt, muss nur das Komma ein paar stellen nach rechts verschoben werden, und das System funktioniert weiter.
Im September 2011 schätzte ein Teilnehmer der Bitcoin-Community die Anzahl verschiedener innerhalb eines Tages aktiver Bitcoin-Clients auf 60.000. Die Schätzung basierte auf der Auswertung bestimmter Nachrichten im Peerto-Peer-Netzwerk. Bis Oktober 2012 sank die mit dieser Methode ermittelte Zahl auf knapp 20.000.
In den USA, Brasilien und Russland können über den Dienst BitInstant.com Einzahlungen bei 700.000 lokalen Annahmestellen z. B. von Walmart oder MoneyGram getätigt werden. Die Einzahlung wird automatisch über ein online erstelltes Formular zugeordnet und nach Tausch auf eine Bitcoin-Adresse gutgeschrieben.
Es existieren virtuelle Handelsplätze, bei denen Interessenten Kauf- und Verkaufsangebote anmelden können. Die Transaktion findet dabei (ähnlich wie oft bei Internet-Auktionsplattformen) zwischen zwei Privatpersonen statt. Wenn diese im selben Land wohnen, kann das die Zahlungsabwicklung beschleunigen. Einige Anbieter sichern Transaktionen einseitig durch die Hinterlegung der zu verkaufenden Bitcoins ab und geben diese erst frei, wenn der Verkäufer den Zahlungseingang bestätigt.
Weiterhin existieren z. B. mit den Websites localbitcoins.com regional gegliederte Verzeichnisse von Personen, die Bitcoins in ihrem Wohnort zum Tausch gegen Bargeld anbieten, beispielsweise als Betreiber eines Internet-Cafes. Die überwiegende Mehrheit der Bitcoin-Nutzer weltweit befindet sich (Stand Ende 2012) in den USA, Kanada, Westeuropa, Australien und den ostasiatischen Pazifik-Anrainern wie Japan, doch es gibt auch in Ländern wie Malaysia, Südafrika, Saudi-Arabien, Venezuela oder Brasilien schon Tauschmöglichkeiten.
Vorteile der neuen Währung
Der Bitcoin hat viele faszinierende Eigenschaften. Eine der schönsten davon ist, dass ihm Nationalstaatlichkeit und Grenzen nicht nur egal sind, sondern als Begriff in seinem Protokoll überhaupt nicht existieren. Der Bitcoin ist so international wie das Internet. Daher stellen wir hier in lockerer, leider wohl unregelmäßiger Folge, in Gastbeiträgen das Bitcoin-Geschehen aus anderen Ländern vor. Der erste Teil geht um Irland.
Bitcoin bietet jedem Vorteile, der online kostengünstig oder schnell Geld sendet oder empfängt. Wenn Sie mit Bitcoin handeln, benötigen Sie nur jemanden dem Sie vertrauen.
Der Tausch Paypal gegen BTC mit kleineren Händlern ist zwar möglich, jedoch sollte eine gewisse Vertrauensbasis bestehen. Vorsicht daher beim Verkauf von Bitcoins!
Zahlungen können ohne Mitwirkung von Finanzinstituten zwischen den Beteiligten abgewickelt werden, wodurch die Gebühren der etablierten Dienstleister umgangen werden. Die Bestätigung einer Transaktion kostet gegenwärtig (abhängig von der Implementierung der Client-Software) 0,0005 Bitcoins. Wenn sie freiwillig erhöht wird, kann dies den Bestätigungsvorgang durch eine höhere Priorität bei der Berechnung beschleunigen. Die Gebühr wird demjenigen Netzknoten, welcher den Proof of Work erstellt, gutgeschrieben. Das Verfahren soll insbesondere verhindern, dass das Netzwerk gezielt durch sehr viele sehr kleine Transaktionen überlastet wird. Auf lange Sicht sind diese Transaktionsgebühren als Belohnung für den Erhalt des Netzes durch Bereitstellung von Rechenleistung geplant.
Die Bestätigung einer Zahlung dauert ca. 10 Minuten. Allerdings besteht im System nicht sofort Konsens über eine einzelne Bestätigung. Jede weitere Bestätigung, die wieder ca. 10 Minuten dauert, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahlung dauerhaft erhalten bleibt. Nach sechs aufeinanderfolgenden Bestätigungen gilt eine Zahlung als verbindlich bestätigt.
Eine weitere Sicherungsstrategie ist, die Wallet-Datei auf einem USB-Stick (oder anderen dauerhaften Medien) getrennt vom PC sicher aufzubewahren. Für eine Gutschrift von Guthaben ist nicht erforderlich, dass die Wallet sich auf einem mit dem Internet verbundenen System befindet, und ohne die darin befindlichen Schlüssel können keine Beträge abgebucht werden.
Probleme der neuen Währung
Ein Problem bei der Einführung von Bitcoin als Währung war die anfängliche Verteilung von Geld. Moderne staatliche und private Währungen sind im Gegensatz zu Bitcoin durch ein Zahlungsversprechen der ausgebenden Stelle gedeckt. Da Bitcoin als neues Zahlungsmittel anfangs kein Vertrauen genoss und der Rücktausch von keiner Stelle garantiert wird, hatten Bitcoins ursprünglich keinen bezifferbaren Wert. Auch eine Nutzbarkeit war aufgrund der fehlenden Angebote von Waren gegen Tausch der Währung zunächst nicht vorhanden. Aus diesem Grund war es anfangs irrational für Marktteilnehmer, die neuen Währungseinheiten zu kaufen.
Zahlungen mit Bitcoin können nicht rückgängig gemacht werden. Dies stellt im Online-Handel für den Verkäufer einen Vorteil dar, da Rückbuchungen von Zahlungen bei betrügerischen Käufen nicht möglich sind.
Einmal falsch überwiesenes Geld kann dadurch aber auch nicht durch eine zentrale Instanz zurücküberwiesen werden. Innerhalb des Bitcoin-Systems ist der Empfänger anonym und kann auch nicht kontaktiert werden. Falls eine Zahlung irrtümlich erfolgt, ist man daher entweder darauf angewiesen, dass der Empfänger seine Identität außerhalb des Bitcoin-Systems preisgegeben hat oder allgemein Wohlwollen beweist und die unerwartete Einzahlung auf sein Konto zurücküberweist. Die versehentliche Eingabe von falschen Adressen aufgrund von Tippfehlern wird durch die Auswertung einer Prüfsumme verhindert.
Aufgrund der Neuartigkeit von Bitcoin und der mit dem Medium geschaffenen Verbindung bisher unvereinbarer Merkmale existieren zahlreiche bisher ungeklärte rechtliche Fragen.
Kontroverse der neuen Währung
Kontroversen um Bitcoin betreffen vor allem drei Aspekte: Zum Ersten wird das Risiko eines Fehlschlags aufgrund einer Abwertung und langfristig mangelnden Vertrauens mit der Folge einer wieder sinkenden Nutzung diskutiert. Zum Zweiten werden mögliche Konsequenzen betrachtet, die sich aus einer dauerhaften Akzeptanz und einer hohen Verbreitung ergäben. Zum Dritten wird das Verhältnis zu bestehenden Normen und ihre langfristige Durchsetzbarkeit diskutiert.
Die Europäische Zentralbank befasste sich u. a. auch mit Bitcoin und dem Vorwurf eines Schneeballsystems in einem Oktober 2012 erschienenen Bericht. und außerdem verspricht das System niemandem hohe Profite. Es gäbe jedoch eine klare Informationsasymmetrie, da das System zwar einerseits sehr komplex zu verstehen sei, es andererseits aber sehr leicht benutzt werden könne, ohne sich zuvor über die Risiken eines Kollapses im Klaren zu sein.
Wenn das Internet mal weg ist, ist mein Geld noch da. Wenn die babyphasischen Bitcoins weg sind, vielleicht nicht mehr. Was nutzt mir da, dass Bitcoins “auch eine neue Technologie” waren?
Qelle: http://marketingsolution.at/bitcoins/
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